Zuchtmethoden
Die Änderung von Eigenschaften erreicht man in der Zucht durch verschiedene Methoden.
Zucht bedeutet die gezielte Verpaarung von Tieren einer Gattung mit dem Ziel, die Qualität der jeweiligen Rasse erhalten und Eigenschaften verbessern. Dies darf niemals auf Kosten der Tiergesundheit geschehen. Für jede Rassekatze gibt es in den Katzenverbänden einen vorgeschriebenen Standard, der durch gezielte Verpaarungen angestrebt wird.
Hierzu werden in der Tierzucht verschiedene Zuchtmethoden angewandt:
- Inzucht
- Linienzucht
- Reinzucht (andere Bezeichnungen: Fremdzucht, Merkmalszucht)
- Kreuzungszucht (Outcross)
1. INZUCHT
Definition: Unter Inzucht versteht man im Allgemeinen die Paarung relativ naher Verwandter. Dazu gehören Geschwisterverpaarung und die Rückverpaarung. Inzucht verstärkt die Homozygotie also die Reinerbigkeit.
VORTEILE
VORTEILE | NACHTEILE |
---|---|
gewünschte Eigenschaften / erwünschte Gene werden schnell und gezielt hervorgebracht, gefestigt und gestärkt | unerwünschte Gene werden ebenso gefestigt und verstärkt |
nachweislich übertragen ingezüchtete Tiere ihren Typ verstärkt auf ihre Nachkommen. Es wird also abhängig vom Grad der Inzucht vorhersagbarer, wie die Kitten aussehen, wenn sie ingezüchtet sind | Verringerung der Verschiedenartigkeit & Verminderung von mischerbigen Merkmale |
Fehler, die bereits im Erbgut latent vorhanden waren, werden durch die Aufspaltung rezessiver Gene aufgedeckt | Gesundheit? |
Entstehung einheitlicher Typen | Inzuchtdepression? |
In der Katzenzucht gibt es kaum Studien über Folgen von Inzuchtsverpaarungen. Hier muss zur Beurteilung auf Studien anderer Rassen zurückgegriffen werden.
Es gibt Berichte über Löwen und die Auswirkungen er Inzucht auf den Rudelbestand. Diese Großkatzen leben in Tansania im Ngorongoro Krater und sind durch die Lage ihres Reviers (Caldera eines erloschenen Vulkans) fast vollständig von der Außenwelt isoliert. Zuwanderungen neuer Tiere und somit „frischen Blutes“ gibt es kaum noch. Der letzte Löwe wanderte vor zwanzig Jahren in den Krater ein und brachte frisches Erbgut mit. Rund 50 Löwen gibt es heute im Ngorongoro-Krater und sie können sich aber nur untereinander fortpflanzen und fast alle stammen von wenigen Männchen ab. Diese Inzucht und die damit verbundene genetische Armut sorgen für massive Probleme. Wissenschaftler haben festgestellt, dass bei den meisten Männchen die Spermien missgebildet sind und es dadurch Schwierigkeiten bei der Fortpflanzung gibt. Aber auch das Immunsystem vieler Löwen im Ngorongoro-Krater ist durch die Inzucht geschwächt und die Tiere werden anfällig für Infektionskrankheiten wie Staupe. Besonders schlimm war die Situation im Jahr 2000 als der Löwenbestand innerhalb weniger Monate von 67 Tieren auf 41 zurückging. Ursache: eine unnatürliche Häufung von Krankheiten.
Bei verschiedenen Pferderassen konnten bereits unerwünschte Folgen zunehmender Blutsverwandtschaft auf Fruchtbarkeitsmerkmale, Größenmaße und Gelenksanomalien aufgezeigt werden. Mit zunehmender Inzucht wird auch von Verhaltensstörungen berichtet, insbesondere auch von gestörten Mutterinstinkten. Für Genorte, die Merkmale wie Vitalität, Fruchtbarkeit und Wachstum beeinflussen, scheint es daher im Allgemeinen günstiger zu sein, nicht mit identischen Genen besetzt zu sein. In Verwandtschaftsstudien konnte etwa im Westernpferd ein Zusammenhang zwischen vermehrter Linienzucht auf bevorzugte Vererber und vermindertem Knochenwachstum (Übergebiss) und Gelenkschäden festgestellt werden.

Quellen:
- http://www.scinexx.de/dossier-detail-276-10.html [Stand 18.11.2005]
- TV: Das leise Sterben der Löwen, planet e. 31.1.2016
- http://endzoo.at/wp/inzucht
- https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/sonstige-saeugetiere/afrikanischer-loewe/loewen_ngorongoro.html
- http://www.barnboox.de/wissensdatenbank/fachartikel/linienzucht-bei-pferden-chancen-und-risiken
Stammbaum von Taho Magia Viostoka *RU – Verpaarung Mutter x Sohn
2. LINIENZUCHT (Linebreeding)
Definition: Die Linienzucht ist eine Kombination von Inzucht und Reinzucht. Bei der Linienzucht werden Katzen einer Rasse gepaart, die sich in ihren Eigenschaften sehr ähnlich sind.
Bei den meisten Arten hat sich Linienzucht ab einem Inzuchtkoeffizienten von 12.5 %, 9,25 %, 6,25 % oder weniger eingebürgert. Oft wird sie angewendet, um eine bestimmte Gen- Eigenschaft z.B. Farbe oder ein Gendefekt aufzuspüren. Wichtig ist aber auch hier, dass immer wieder frisches fremdes Blut in die Linien neu hinzukommt, da sonst der Genpool immer weiter schrumpft.
VORTEILE | NACHTEILE |
---|---|
einfacheres zurückverfolgen der Gene (z.B. für die Farbzucht) | Verarmung des Genpool’s , dadurch Schwächungen des Immunsystems |
schnellerer Erfolg von Herauszüchtungen im Bereich von Farbe oder Form | krankhafte Gene werden gestärkt und somit Krankheiten begünstigt |
Ausdünnung von unerwünschten Genen und Vererbung von erwünschten Merkmalen | schnelleres Auftreten von neuen Mutationen (irgendwann Tiere mit Defekten) |
Entdeckung von krankhaften Genen | |
die Zucht einer eigenen Line mit eigenen Eigenschaften |
3. REINZUCHT
Definition: Als Reinzucht bezeichnet man die Fremdzucht innerhalb einer Rasse. Die Rasse wird somit erhalten. Als Fremdzucht bezeichnet man hier: Verpaarung von Katzen der gleichen Rasse, die nicht miteinander verwandt sind. Es handelt sich nicht um Verpaarungen zwischen verschiedenen Katzenrassen!
Bei der Reinzucht sollen sowohl die äußeren Merkmale als auch die Anlagen für erwünschte Nutzungseigenschaften auf die Nachzucht sicher vererbt werden aber auch er bestehende Genpool erhalten und verbessert werden.
VORTEILE | NACHTEILE |
---|---|
Reinzucht schafft Voraussetzung für den Erhalt und die Erhöhung der rassetypischen Merkmale | das Ergebnis kann enttäuschend ausfallen, rezessive Eigenschaften können unbemerkt weitergegeben werden |
rasseuntypische Merkmale werden ferngehalten | Merkmalsausbildung des Nachwuchses ist nicht so einfach vorhersehbar wie bei der Inzucht.*Verfestigung der gewünschten Merkmale geht langsamer von Statten *Verfestigung der gewünschten Merkmale geht langsamer von Statten |
Katzen sind äußerst vital und robust, Defekte sind selten |

Beispiel:
Verpaarung von HARUAKI Prince du Siam (links) und MTG`s MARIE-JUANA (rechts)- beide Thaikatzen sind nicht miteinander verwandt.
Inzuchtskoeffizient: 0% Es ist keine Inzucht vorhanden!
Ahnenverlustfaktor im 5 Generationenstammbaum: 0%
4. KREUZUNGSZUCHT (Outcross)
Definition: Kreuzung ist die Paarung von Katzen verschiedener Rassen. Den Nachwuchs dieser Zucht nennt man Hybriden. Viele Rassearten gehen auf eine Kreuzungszucht zurück. (z.B. Tonkanese = Burma x Siam ; Bengal = asiatischen Bengalkatze x Hauskatze)
Die Gründe für ein Outcross können vielfältig sein:
- Entstehen einer neuen Rasse
- Verbessern bereits anerkannter Farben
- Einbringen neuer Farben (oder anderer Merkmale) in eine bestehende Rasse
Eine Rassekreuzung darf nur mit vorher erteilter Genehmigung des Katzenverbandes und –klubs erfolgen. Hierzu muss vorher ein Zuchtplan erstellt und eingereicht werden. Nach 4 Generationen werden die Nachkommen dann als „rasserein“ von den Verbänden anerkennt.
Kreuzungszucht ist bei einigen Rassen gemäß Rassestandard erlaubt:
Für Exotic Shorthair ist z.B. die Kreuzung mit Persern erlaubt, für Perser dagegen ist eine Kreuzung mit Exotic nicht erlaubt. Das kann allerdings dazu führen, dass langhaarige Jungtiere, welche von einer Exotic geboren werden [wenn das Gen von beiden Eltern rezessiv getragen wird], nicht als Perser registriert werden. Dies gilt auch für die Kreuzung zwischen Abessinier und Somali. Abessinier dürfen keine Somalis im Stammbaum haben, für Somali ist die Kreuzung mit Abessinier erlaubt.

Beispiel: Da die Verpaarung von Siam und Orientalisch Kurzhaar erlaubt ist, können in den Würfen beide Rassen fallen.
Foto: Orientalisch Kurzhaar- Wurf mit 1 OKH und 2 Siamesen
VORTEILE | NACHTEILE |
---|---|
genetische Verbesserungsmöglichkeiten | in den Anfangsgenerationen Verlust der rassetypischen Merkmale |
neue Rassen züchten | bei diesen „Outcrosses“ gehen einige der gewünschten Merkmale (wie z.B. Augen- und/oder Fellfarbe oder Typ) häufig zunächst verloren, während dafür aber andere gewünschte Merkmale (wie z.B. ein kräftigerer Körperbau, vitalere Konstitution, Anlage für einen bestimmten Farbschlag) hinzukommen |
neue Farbe einzüchten | für die eingekreuzten Rassen typische Krankheiten können eingekreuzt werden, rezessiv vererbt werden |

Beispiel: Entstehen einer neuen Rasse
1964 begann in den USA ein Zuchtprogramm mit dem Ziel, eine Katze orientalischen Typs mit dem rotbraunen Fell der Abessinier zu erhalten. Aus der Verpaarung eines Chocolate Point – Siamkaters und einer Abessinier entstanden jedoch keine Agouti-Kätzchen, es stach vielmehr eines mit zimtfarbener Fleckenzeichnung auf elfenbeinfarbenem Grund hervor. Die Verpaarung wurde wiederholt, damit begann das eigentliche Zuchtprogramm. Um eine größere Statur und vielfältigere Farben zu erhalten, wurden American Shorthair eingekreuzt. Schon 1966 registrierte die CFA die Kätzchen, aber es sollten noch zwei Jahrzehnte dauern, bis die Ocicat ihre jetzige Gestalt angenommen hatte. Die ersten reinrassigen Exemplare erreichten 1991 Europa und wurden von der FIFe 1992 in Budapest anerkannt.
Quellen:
www.ocicats.eu/Rasseinfos.html
www.ocicatinfo.com/daly.htm
Beispiel: Einbringen neuer Farben Um das Agouti-Gen in die Birmazucht einzubringen wurde eine Perser Chinchilla mit einem Birmakater verpaart. Die daraus hervorgegangenen Hybriden wurden wiederum mit Birmakatzen verpaart, so dass der Phänotyp (Aussehen) und der Genotyp (Erbbild) der Nachkommen späterer Generationen wieder an den Standard der Birmakatze angeglichen wurden. Das erstrebte Agouti-Gen blieb damit der Birmazucht erhalten.
Quelle:
Claudia Ricken, Genetik für Pointkatzenzüchter, S. 248
Die Farbe Cinnamon wurde in der Orientalisch Kurzhaarzucht durch Einkreuzen von sorellfarbenen Abessiniern in den 60er Jahren erreicht.
Quelle: www.entenere.de/index-deutsch.htm
Beispiel: Einbringen neuer Farben in die Siamzucht
Das Einbringen der Tabby und Red Farbe in der Siamzucht erfolgte ebenso über den Weg der Kreuzungszucht.
Ernsthafte Zuchtansätze in der Tabbyzucht begannen 1960 durch zwei verschiedene Züchter unabhängig voneinander durch Einkreuzung gestreifter Europäisch Kurzhaarkatzen.
Quelle: www.tpscs.co.uk/history.html
Zwei gezielte Siam-Zuchtprogramme für rote Linien begannen in den 40er Jahren in US und UK (später auch in Belgien und NL). Entstanden ist die Farbe in Großbritannien durch Outcross mit einer anderen Rasse (ein roter Europäisch Kurzhaarkater). In dem Wurf war eine Schildpatt Halbsiamesin, welche durch Verpaarung mit einem sealpoint Vollsiamesen redpoint Kitten gebar.

Fotos:
- Doneraile Debutante Our Cats 07/1949
- Somerville Scarlet Pimpernel(„Robber“), Harlequina, Golden Miranda und Golden Seal
- www.palantircats.co.uk/
- www.siamese.nl/redweb/hist.nl
Quellen:
- Sandra Storch: Vererbtes Design: Zucht, Genetik, Gesundheit und Farben der Katze. Books on Demand, 2006
- www.palantircats.co.uk/rphist.html
- www.siamese.nl/redweb/
- https://de.wikipedia.org/wiki/Zucht
- www.bauernhof.net/zuchtmethoden/
- http://sayrevolution.org/SiameseCatsBreeders/siamese-kittens-tortie-point
- Claudia Ricken, Genetik für Pointkatzenzüchter,2005, S. 234ff
© Der Artikel wurde von mir in abgewandelter Form 2016 für die Seite „International Thai Cats“ geschrieben.